25 Jahre NSU
Shownotes
Es ist genau 25 Jahre her: Der 9. September 2000. Da beginnt eine Mordserie, deren wahres Ausmaß erst mehr als zehn Jahre später ans Licht kommt – und Deutschland bis heute erschüttert. Die Terroristen des „Nationalsozialistischen Untergrund“, kurz NSU, ermorden zehn Menschen, verüben drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfalle. Jahrelang tappen die Ermittler im Dunkeln, folgen falschen Spuren und agieren zum Teil dilettantisch. Sie verdächtigen viel zu lange Ausländer, bis sie überhaupt in Erwägung ziehen, dass rechte Terroristen hinter den Taten stecken.
Doch nicht nur die Taten selbst und die Rolle der Behörden werfen bis heute Fragen auf – auch die Medien stehen im Fokus. Anders formuliert: Auch sie haben versagt im NSU-Komplex. Prof. Dr. Tanjev Schultz und Dr. Markus Wolsiffer fragen deshalb in dieser Folge:
Warum folgten viele Redaktionen den Ermittlern so kritiklos? Wie kam es zu stereotypen Schlagworten wie „Döner-Morde“, die sich so hartnäckig hielten? Und warum hörte man die Stimmen der Betroffenen so selten?
Medien sind kein Ersatz für die Polizei, Journalisten keine Fahnder und Richter. Aber es war ihre Aufgabe, als Korrektiv der Behörden zu wirken – dieser Aufgabe, unterstreicht Tanjev Schultz, wurden sie nicht gerecht. Die Hoffnung ist nun, dass Redaktionen aus ihren Fehlern gelernt haben – und sich dieses Versagen im Journalismus nicht wiederholt.
Prof. Dr. Tanjev Schultz, Jahrgang 1974, ist ehemaliger Redakteur der Süddeutschen Zeitung. Er forscht und lehrt Journalismus an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Mehr dazu
Dr. Markus Wolsiffer, Jahrgang 1991, ist Journalist, Reporter und Moderator. Er steht unter anderem für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor der Kamera. Mehr dazu
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